Wir fuhren erwartungsfroh um 7.30 Uhr von Oberfranken aus durch die herbstlich schöne Landschaft mit ihren hie und da malerisch hingebreiteten Nebelschleiern Richtung Neu-Ulm.
Dort erlebten wir einen wunderbaren Vormittag und Mittag im Kreise der Gemeinde Donautal, froh, dass wir uns für diese Reise entschieden hatten. Justina Last und Marco vom Hagen gestalteten aus all den von den Besuchern mitgebrachten Pflanzen, Früchten und anderen Gegenständen eine stimmige Dekoration.
Ihre Veranstaltung enthielt charakteristische Elemente einer Feierstunde: Lichtspruch, Kerzenzeremonie, Lesungen, gemeinsames Singen … und ging doch darüber hinaus. Die Anwesenden brachten sich vielfältig durch Wortbeiträge ein. Familie Kubitschek ergänzte dies durch Live-Musik zum Thema Zufall.
Justina und Marco formten aus ihren vorbereiteten Beiträgen und den zufällig und überraschend hinzukommenden des Auditoriums eine großartige und dabei intime Matinee.
Wir hoffen, dass die beiden dieses für sie recht aufwändige Experiment noch in weiteren Gemeinden durchführen werden. Deshalb berichten wir hauptsächlich über das, was speziell den Vormittag des 16. Oktober 2016 auszeichnete und voraussichtlich anderen Ortes nicht wiederholbar sein wird:
Vermutlich kann Marcos Kommilitone und Freund nicht in jeder unitarischen Gemeinde über den Zufall berichten, der ihm diese Bekanntschaft eintrug.
Wir hörten erstaunt über die geradezu wundervolle Häufung der Zufälle, die zwei trampenden Frauen auf ihrer Reise mehr Hindernisse aus dem Wege räumten als dies die gewissenhafteste Planung vermocht hätte.
Von einer anderen Teilnehmerin erfuhren wir, wie ein Zufall den Wechsel der Berufswahl bestimmte und nach langjähriger Berufserfahrung ein zufälliges Gespräch bei einem Betriebsausflug Informationen lieferte, wie sie noch ein Studium aufnehmen konnte.
Wie eine Shopping - Tour zur Ehestifterin wurde, weil die letzten Groschen ausgegeben und kein Fahrgeld für den Heimweg übrig war, mussten zwei Schwestern trampen und lernten dabei den Mann kennen, der später eine der Schwestern ehelichte.
Wir erfuhren von der Dozentin eines Schwedisch-Kurses, die beim Verlassen des Fahrstuhls zufällig Klaviermusik wahrnahm, dieser nachging und seitdem einen Kurs für italienische Sprache, Musik und Atmung genießt.
Wir hörten auch, wie eine mutwillige Tat zu verschiedenen, durch Zufall bestimmten Folgen führen kann.
Wir schmunzelten, wie der planvolle Versuch, etwas Lyrik zum Thema Zufall beizutragen, zwar nicht zum Erfolg führte aber zu zufälligem Ergreifen von Büchern aus der Lyrik-Wand und genussvollem Blättern und Versinken in zufällig wieder gelesenen Gedichten.
Es hat uns so gut gefallen, dass wir über den von Justina und Marco gestalteten Rahmen, ihre Lesungen und Vortrags-Elemente möglichst wenig berichten. Denn wir hoffen sehr, dass sie weitere Gemeinden mit dieser Veranstaltung beschenken werden. In Neu-Ulm war dieses Experiment mit dem Zufall: ein voller Erfolg!
Mittags strahlte die Sonne auch in Neu-Ulm von einem blank geputzten Himmel. Bei Maultaschen und allerlei Rohkost saßen wir in Gruppen beisammen und plauderten. Es fiel uns schwer, Abschied von dieser lebhaften Gemeinde zu nehmen, um rechtzeitig den Heimweg nach Oberfranken anzutreten.
Kurzfassung des Veranstaltungsrückblicks von Brigitte Storck