Am Unitarischen Sonntag im März 2016 hatte die Gemeinde Kassel zum Thema „Fremd und willkommen“ zu einer Begegnung der Gemeindemitglieder mit syrischen Flüchtlingen eingeladen, die im nahegelegenen Erstaufnahme-Lager auf die Bearbeitung ihrer Asyl-Anträge warten. Ermöglicht wurde dieses Treffen u.a. durch Spendeneingänge, die im Rahmen unitarischen Fundraisings für die Flüchtlingshilfe eingegangen sind. Auf dem vielfältigen Programm standen eine gemeinsame Trommel-Session als Auftakt, Handarbeit für eine Patchwork-Decke, Ostereier bemalen und ein interkulturelles Kochduell mit anschließender gemeinsamer Mahlzeit, sowie ein mehrsprachiges Ständchen zu einem 90. Geburtstag.
Karin und Wolf-Achim Bartsch kümmern sich seit Anbeginn der Flüchtlingskrise um Familien im Kasseler Erstaufnahme-Lager. Dabei haben sie eine Großfamilie aus Afghanistan besonders ins Herz geschlossen und hätten sie gerne im Unitarier-Haus begrüßt. Kurz vor der Veranstaltung mussten sie sich allerdings mit einem lachenden und einem weinenden Auge verabschieden, da die Familie im administrativen Vorgang einen Schritt nach vorne machen konnte und eine neue Unterbringung erhielt. Stattdessen hatte also eine Gruppe Syrer die Möglichkeit, mal aus dem Lager heraus zu kommen, Kontakt zu Einheimischen zu haben und sich für ein paar Stunden lang in Deutschland willkommen zu fühlen. Begleitet wurden die Gäste dankenswerter Weise von der marokkanischen Übersetzerin Keltoum Mager-Eddrihimi, die die gute deutsch-arabische Verständigung ermöglichte. Auch sprach der Medizin-Student Mohammad Saeed Alhalabi gut Englisch.
Musik ist eine internationale Sprache und so brauchte es keine Übersetzungen, um gemeinsam unter der Leitung von Barbara Schönewolf zu trommeln. Auf den von ihr mitgebrachten Bongos, Handtrommeln und Rasseln gab zunächst jeder seinen eigenen Herzschlag wieder, um sich dann verstärkt der Gruppe anzunähern. Es ist eine wunderbare Erfahrung zu erleben, wie aus anfänglicher „Kakophonie“ und klanglichem Durcheinander nach und nach ein harmonisches Orchester entstand. Schon nach wenigen Minuten zeigte sich auf den Gesichtern der Teilnehmer ein entspanntes Lächeln.
Nachdem eine gemeinsame Wellenlänge gefunden worden war, wurde gebastelt und vor allem gekocht. Unter der Leitung von Edda Scharf entstand Hessische Grüne Soße mit Bio-Salzkartoffeln als typisches regionales Gericht. Dem gegenüber stand Kabssah, ein Hühnchen-Gericht mit typisch-syrischen Gewürzen auf Reis, angerichtet von Alea Alkhider. Küchenfee Edda Scharf konnte nicht umhin anzumerken, dass die Gäste aus Syrien in der Küche sehr viel umsichtiger arbeiten als wir Einheimischen. Mit viel Genuss, interessanten Gesprächen und einem gemeinsamen Lied auf den Lippen klang der Unitarische Sonntag in Kassel aus.