Die Unitarier-Religionsgemeinschaft freien Glaubens kritisiert das Urteil des Berliner Landgerichts nach dem Ausdrücke wie „Stück Scheiße“, „Schlampe“ oder „Drecksau“ keine persönlichen Schmähungen seien, sondern „zulässige Sachkritik“. Im vorliegenden Fall müsse Renate Künast (Bündnis 90/Die Grünen) solche Ausdrücke als freie Meinungsäußerung hinnehmen.
„Uns Unitarierinnen und Unitariern geht es dabei nicht um die juristische Bewertung, sondern um die mit dem Urteil verbundene Botschaft, die in elementarer Weise das Zusammenleben selbstverantwortlicher Menschen im Spannungsfeld von persönlicher Freiheit und dem Schutz der Persönlichkeit betrifft“, so Prof. Karsten Urban, Co-Präsident der Unitarier–Religionsgemeinschaft freien Glaubens.
Gerhard Puhlmann, Co-Leiter der Unitarier-Landesgemeinde Hamburg ergänzt: „Respekt und Dialog sind für uns von zentraler Bedeutung und daher insbesondere unser Thema“. Gerade für eine Religionsgemeinschaft freien Glaubens stellt sich immer wieder die Frage nach Leitlinien für verantwortungsvolles Handeln des Einzelnen. Die Unitarier machen ihren Mitgliedern keinerlei Vorschriften für das tägliche Leben. Vielmehr haben sie demokratisch „Leitsätze“ verabschiedet, in denen sie vereinbart haben, wofür sie stehen. In diesen Leitsätzen heißt es u.a.: „Wir stehen für Freiheit und Toleranz – die dort enden, wo Rechte und Freiheiten anderer eingeschränkt werden.“
„Die Unantastbarkeit des Wertes und der Würde jedes einzelnen Menschen sind ein Kernprinzip unitarischer Religion“ erklärt Inga Brandes, Co-Präsidentin der Unitarier. Brandes, außerdem Präsidentin des unitarisch-universalistischen Weltbundes ICUU weiter: „Alle unitarisch-universalistischen Gruppen auf der Welt bekennen sich zu diesem Grundsatz.
“Der kritische und respektvolle Dialog stellt für Unitarier*innen im Zusammenleben eine wesentliche Grundlage dar, gerade auch bei Meinungsverschiedenheiten. Das hohe Gut der freien Meinungsäußerung darf nicht für Beschimpfungen und Beleidigungen missbraucht werden. „Wir wünschen uns einen gesellschaftlichen Konsens, um den Respekt vor der Person in jeglichen Diskussionen zu wahren“, so Urban. Dafür setzen sich Unitarier*innen überall auf der Welt mit Nachdruck ein, auf Basis ihrer
Weltanschauung und aus religiöser Verantwortung.