Der Herbst als Jahreszeit der Ernte, der prallen Farben, aber auch des langsamen Rückzuges eignet sich wie keine andere dazu, darüber nachzudenken, wie wir Menschen mit der Vergänglichkeit – auch unserer eigenen – umgehen.
Bei der Beschäftigung mit unserer Endlichkeit kann sich Dankbarkeit einstellen: Dankbarkeit für die Teilhabe an der Fülle des Lebens. Dankbarkeit für die Nahrung des Körpers und der Seele. Wie leer wäre unser Leben ohne die Betrachtung schöner Bilder, das Hören von Musik, das Bestaunen großartiger Architektur, das Lauschen eindrucksvoller Dichtung; wie unerträglich wäre es ohne die Bezogenheit auf andere Menschen, also auf Geliebtwerden und Lieben.
Spüren Sie, welchen Reichtum Sie in sich tragen? Aus welcher Fülle ihr Leben besteht?
Derzeit ist es Mode, jedem Eigenschaftswort noch ein „voll“ vorzusetzen. Sicher haben Sie bei Kindern, Enkeln oder Urenkeln schon gehört „das Konzert war voll schön“ oder „das Kino war voll doof“. Vielleicht verdient diese Jugendsprache keine Beachtung. Mich regt sie jedoch an, über „etwas voll fühlen“ „etwas zur Vollendung bringen“ und auch über Fülle nachzudenken.
Fülle leitet sich sprachlich von „voll machen“ ab. Also füllen wir unser Leben, machen wir es voll! Tun wir es bewusst voller Achtung und Respekt! Und haben wir heute miteinander einen voll schönen Tag!